DAS WOCHENBETT und die Frage „Wie geht es dir?“

Dieser Beitrag ist für eine Freundin.

Liebe S., ich wünsche dir alles Gute für dein Familienglück und eine wundervolle Zeit im Wochenbett.

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Lasst uns ein wenig über vergangene Zeiten plaudern… irgendwann im letzten Jahr gab es auch für mich ein Wochenbett. Gefühlt ist dies schon ewig her und doch möchte ich mit euch hierzu Gedanken austauschen. Es geht um die Frage „Wie geht es dir?“.

Hatte ich während der Schwangerschaft schon eine ambivalentes Verhältnis mit dieser Frage, so fiel es mir im frühen Wochenbett noch so viel schwerer eine passende Antwort darauf zu finden. Nicht nur für das Gegenüber, sondern auch für mich.

Bei jeden dieser Kontakte konnte man es mir insgeheim nicht recht machen.

In den ersten Tagen und Wochen kamen etliche Messenger-Nachrichten und wenig später war ich schon wieder fit genug, um mit Baby unterwegs sein zu können. Bei jeden dieser Kontakte konnte man es mir insgeheim nicht recht machen. Wenn die Frage „Wie geht es dir?“ nicht gestellt wurde, fühlte ich mich verletzt und nicht wahrgenommen. Doch wenn die Frage aufkam, mochte ich sie nicht beantworten. Tat es jedoch trotzdem (und zwar ehrlich) und bemerkte, dass es mir nicht gut tat.

„Warum das?“ Ich bemerkte, dass die Beantwortung der Frage nach einer Geburt um einiges vielschichtiger ist als im ganz normalen Alltag. In den meisten Fällen zielt diese Frage erst einmal nur auf die körperliche Situation der Mutter ab. Und die fragende Person will sicher gehen, dass die Mama wohlauf ist und das Kind gut versorgen kann. Das klingt jetzt zwar hart – doch eigentlich wird damit der Wunsch impliziert, dass beide ihr Glück genießen können.

Geht es mir denn gut?

Doch ich beziehe diese Frage nie nur auf mein körperliches Wohlergehen, sondern horche auch in mich hinein. „Geht es mir denn gut?“ Und schwupp, kam eine Welle von hormonellen Emotionen über mich und ich wollte diese tief persönlichen Empfindungen nicht mit jedem Gegenüber teilen.

Gerade im Wochenbett verarbeitete ich sehr viel.

Gerade im Wochenbett verarbeitete ich sehr viel. Nicht nur die Geburt des Mädchens, sondern auch die unseres ersten Kindes. Ich verglich beide Entbindungen, las sehr viel, kuschelte, schlief und wollte doch gleichzeitig für den großen Jungen da sein. Mitten in der Nacht dachte ich auf einmal an das Gefühl unmittelbar vor den Presswehen, spürte beinahe das Köpfchen. Sah beide Geburten vor meinem inneren Augen geschehen. Ein anderes Mal wollte ich gerne so richtig weinen, alles herauslassen, doch irgendwie funktionierte das nicht. Obwohl ich hochemotional, mit Hormonen überfüllt, war.

So machte ich auch den Fehler und bekam am dritten Tag nach der Entbindung Besuch.

So machte ich auch den Fehler und bekam am dritten Tag nach der Entbindung Besuch. Der zweite Tag wäre in Ordnung gewesen, auch der fünfte, aber nicht der dritte oder vierte. Denn auch wenn ich mich so sehr darüber freute, dass unsere Tochter Oma und Opa für ein Stündchen kennenlernen durfte, war ich an diesem Tag innerlich erschöpft, jeder Schritt war mir zu viel, ich wollte nur mit meinem Baby ins Bett.

Acht von zehn Frauen verspüren eine heftige Stimmungsschwankung durch eine besondere Niedergeschlagenheit, einem weinerlichen Gemüt oder starker Gereiztheit. Selten ist der Baby Blues nach wenigen Stunden überwunden, in den meisten Fällen sollte er jedoch nicht länger als wenige Tage dauern.

Tatsächlich kann ich mich nicht darin erinnern, diese Phase nach der ersten Entbindung durchlebt zu haben. Wahrscheinlich war alles in mir aufgrund der Frühgeburt mit ganz anderen Dingen beschäftigt. So war mir diese emotionale Achterbahn neu. Und ich wusste gar nicht so recht, was los mit mir war. Ein Tag zuvor war doch noch alles gut. Auch mein Mann war ganz verwundert und tatsächlich auch von meinem Zustand überrumpelt, für wenige Momente überfordert. So stand ich in der Küche, wollte nur den Tisch abräumen und brach in Tränen aus. Das Toben von der Oma mit unserem großen Sohn war mir zu wild, zu laut – die fünf Schritte vom Esstisch zur Küche zu weit.

Dass bei mir wie beschrieben – bäm – am dritten Tag die Dosis der Hormone durcheinander gewirbelt wurde, das habe ich trotz allem angeeignetem theoretischen Wissens in der Praxis nicht erkannt. Erst als ich darüber noch einmal las, konnte ich es rückblickend verstehen. In dem Moment half es mir nur, dass meine Schwiegermutter mich kräftig in den Arm nahm, mich drückte und ich mich dann recht zügig wieder mit meiner Tochter im Schlafzimmer verkroch.

Wichtig: Sei mit dir und deinen Vertrauten ehrlich in dieser Phase! Circa zehn Prozent der Frauen entwickeln eine postnatale Depression und somit solltet ihr ein anhaltendes Gefühl von Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Panikattacken oder das Gefühl, das eigene Kind nicht lieb haben zu können, nicht einfach abtun, sondern ernst nehmen. Übrigens: … auch Väter können am Baby Blues erkranken! Auf der Seite von Eltern-Bildung.at gibt es noch weitere Erklärungen zum Baby Blues und zur Wochenbettdepression.

Tag 4 und 5 waren schon besser. Da begab ich mich tatsächlich auf Party, eine kleine Familienfeier zum Schulanfang meines Neffen. Auch wenn ich dann eine ganze Woche Pause davon machte und auch währenddessen mich immer wieder in Ruhe zurückzog, war mir die Teilnahme hier ungeheuer von Bedeutung.

Mein Umgang mit anderen Newbie-Mamas

Da ich an einem örtlichen Geburtsvorbereitungskurs teilgenommen hatte, stand ich mit mehreren Newbie-Mamas in Kontakt, die ziemlich zeitgleich mit mir entbunden haben. Da ich wusste, wie ich auf die „Wie geht es dir?“-Frage innerlich reagierte, zögerte ich diese Frage selbst den anderen zu stellen. Ich entschied mich jedoch dafür, denn nicht zu fragen, wäre auch irgendwie falsch. Und so fragte ich, gab aber gleichzeitig den expliziten Freiraum diese Frage nicht beantworten zu müssen. Als Antwort bekam ich unterschiedlichste Rückmeldungen. Die einen erklärten, sie hätten mit der Frage gar kein Problem, die anderen wiederum nahmen den Freiraum dankend an und erzählten mir erst später mit einem gewissen Abstand zur Geburt von ihren aufgewühlten Gedanken.

Heute, knapp zehn Monate nach dem frühen Wochenbett, schmunzel ich über meine damalige Empfindsamkeit.

Heute, knapp zehn Monate nach dem frühen Wochenbett, schmunzel ich über meine damalige Empfindsamkeit. Und gleichzeitig winke ich sie nicht ab, mache sie nicht lächerlich, denn vor zehn Monaten ging es mir eben so, wie beschrieben. Viel mehr nehme ich diesen psychischen Zustand an und versuche daran zu denken, wenn im Bekanntenkreis wieder ein Baby zu begrüßen ist und ich die Mama fragen möchte, wie es ihr geht. Gleichzeitig schmunzle ich auch, da ich gerne an das Wochenbett zurückdenke. Auch wenn ich diese Zeit schon jetzt in Gedanken verschöner. Doch in Wahrheit fand ich die Wochenbettzeit nicht wirklich toll. Die Brüste spannten, Stillen klappte zunächst nur nachts in der Football-Halte-Position und ich zählte in den Tagen bis Zehn, bis der Schmerz beim „Andocken“ nachließ, Laufen war wegen des Beckenbodens echt eine Qual. Da war für mich die Schwangerschaft einfacher, obwohl ich im Wochenbett nur geringe Komplikationen hatte. Ich hatte nur heftige Nachwehen, die sich so stark entwickelten, dass ich immer wieder an Tagen vor Schmerzen auf dem Boden lag und mich nicht bewegen konnte. Schuld waren Reste der Gebärmutter, die mit einer Hormon-Spritze entfernt werden konnten. Und hier merkte ich noch einmal, wie stark Hormone wirkten. Denn den berühmt berüchtigten dritten Tag nach einer Entbindung, erlebte ich somit noch einmal. Dieses Mal konnte ich mich jedoch darauf einstellen und konnte besser mit dem Gefühlstief umgehen. Danke an meine Hebamme, die mich hier unterstützte und meine Schmerzen ernst nahm!

Büchertipps für die Wochenbettzeit

Vielleicht befindest du dich aktuell selbst im Wochenbett, dein Baby kuschelnd neben dir. Da die Zeit im Wochenbett gleichermaßen schnell vorübergeht und sich doch ewig in die Länge zieht, möchte ich dir noch ein paar Bücher vorstellen, in die ich gerne reinschaute, während mein Mädchen auf meiner Brust lag und ich nicht zu müde war. Spoiler: Du wirst nie wieder so viel ruhige Zeit haben, um „offline“ zu lesen, ohne dass dir ein Kind das Buch wegnehmen will – lege das Handy also einfach zur Seite.

  1. Guter Hoffnung – Hebammenwissen für Mama und Baby*, von Kareen Dannhauer
  2. Babyleicht – Was Eltern und Babys wirklich brauchen*, von Kareen Dannhauer und Anja Constance Gaca
  3. Das Wochenbett*, von Loretta Stern und Anja Constance Gaca
  4. Artgerecht – Das andere Babybuch*, von Nicola Schmidt
  5. Die ersten vierzig Tage – Was junge Mütter nach der Geburt wärmt und stärkt*, von Heng Ou

Ein Tipp zum Schluss: Wenn bereits ein Geschwisterkind da ist, dann schicke es doch mit dem Papa gemeinsam in die örtliche Bibliothek mit dem Auftrag, die genannten Bücher dort zu suchen und auszuleihen. Vielleicht kann der Weg dahin auch sogar besonders gestaltet werden und sie nehmen das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel anstatt das Auto. So gibt es Beschäftigung für das ältere Kind und es freut sich, der Mama etwas Gutes zu tun und du selbst hast auch etwas Ruhe und Geld gespart, anstatt die Bücher neu zu kaufen.

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